Die Welt verstehen - Ein Blick nach...
Warum wählten die Türken im vergangenen Jahr erneut den Autokraten Erdogan zum Präsidenten? Warum überließen die Menschen in Afghanistan ihr Land 2021 kampflos den Taliban? Wie konnte es zum Militärputsch in Myanmar und zur Inhaftierung einer Friedensnobelpreisträgerin kommen? Warum ordnen sich die Chinesen ihrem Regime vermeintlich widerstandslos unter?
In der neuen Reihe des Studium Generale werden Länder vorgestellt, deren Systeme und Denktraditionen wir in unserer, auf westlichen Werten basierenden Weltordnung, nicht immer verstehen. Wie ist unsere Sicht? Wie die Sicht der anderen? Unsere Reise wird uns nach China, Afghanistan, in die Türkei, in den Jemen, nach Myanmar und in den ehemaligen Sowjetstaat Tadschikistan führen.
Gebühr
Die Vorträge sind einzeln oder als Gesamtpaket buchbar:
– 50,00 € für Gesamtbelegung
– 12,00 € für Einzelbelegung
Ort
Pfarrzentrum St. Augustin, Obere Klinge 1a, Raum nach Aushang
Immer dann, wenn Menschen systematisch und wiederholt schikaniert, bedroht, eingeschüchtert oder verletzt werden – aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihrer Religion oder ihrer politischen Überzeugungen – spricht man von Verfolgungen. Ziel solcher Handlungen ist es, andere zu erniedrigen und sich somit selbst zu erhöhen und zu bereichern. Die Hintergründe großer Verfolgungen vom Mittelalter bis in die Gegenwart werden in der aktuellen Reihe näher beleuchtet.
Zu Beginn der Neuzeit waren sie eigentlich schon geschehen, die räumlich umfangreichsten und in ihrem systematischen Organisationsgrad kaum mehr zu übertreffenden Verfolgungen der Weltgeschichte: die antiken Christenverfolgungen und das vielfältige Unternehmen der Inquisition im Mittelalter. Beide waren zum einen durch kaiserliche Dekrete, zum anderen durch päpstliche und synodale Gesetzgebung legalisiert und durch behaupteten Bezug auf eine transzendente Ordnungsinstanz legitimiert. Von daher erschienen jene und andere Verfolgungen rechtens wie auch notwendig zum Erhalt der Ordnung. War/ist es demnach nur eine Frage des religiösen Standpunktes, der politischen Zugehörigkeit zur Macht oder der rassistischen Konkurrenz um Ressourcen, Verfolgungen abzulehnen oder gutzuheißen? War/ist es eine Frage, deren Antwort sich in eine positive Rechtsordnung einschmelzen ließ/lässt und sich folglich der Alternative von Wert und Unwert entzog/entzieht?
Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Zehntausende von Frauen, Männern und Kindern Opfer von Hexenverfolgungen. Die meisten Hexenprozesse fanden im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation statt, und hier wiederum bildeten fränkische Territorien wie die Hochstifte Bamberg und Würzburg markante regionale Schwerpunkte. Auch in Coburg fanden mehrere Prozesse statt, in denen vor allem Frauen angeklagt wurden; Herzog Johann Casimir erließ sogar eine eigene Gerichtsordnung für die Durchführung von Hexereiverfahren. Wie der Vortrag von Prof. Dr. Mark Häberlein zeigen wird, hatte die aus heutiger Sicht irrational wirkende Verfolgung vermeintlicher Hexen und Hexer vielfältige Ursachen. Diese reichten von populären Magie- und Zaubereivorstellungen über gelehrte theologische Diskurse und Veränderungen im Rechtssystem bis hin zu Wirtschaftskrisen und sozialen Spannungen.
Die Durchsetzung der sozialistischen Gesellschaft in der DDR war eng mit einer drastischen Beschneidung der persönlichen Freiheitsrechte verbunden. An diesem Abend zeigt der Referent, Dr. Stefan Donth, dass die DDR aber auch ein Land war, in dem sich immer wieder Menschen gegen die Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte zur Wehr setzten: Bürgerliche Politiker widersetzten sich der Gleichschaltung ihrer Parteien, hinzu kam der Widerstand gegen die Jugendweihe, die Wehrdienstverweigerung, die Proteste gegen den Mauerbau und in den 80er Jahren die Friedens- und Umweltbewegung. Verschwiegen wurden in der DDR die Opfer von Rassismus und Rechtsextremismus - die es aus ideologischen Gründen auf Geheiß der SED-Führung nicht geben durfte. Dr. Stefan Donth stellt mutige Frauen und Männer vor, die sich der kommunistischen Herrschaft nicht unterordneten.
Rassistische Verfolgungen in den USA sind ein tief verwurzeltes Problem, das die Geschichte der Vereinigten Staaten seit ihrer Gründung prägt. Begonnen hat alles mit der Sklaverei, die bis zum 19. Jahrhundert anhielt. Nach der Abschaffung 1865 setzten rassistische Gesetze die systematische Segregation in der Gesellschaft fort. Im späten 19. und 20. Jahrhundert kam es zu Lynchmorden an Schwarzen, die oftmals ohne rechtliche Konsequenzen blieben. Zwar beendete die Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und 60er Jahren die rechtliche Diskriminierung, beseitigte aber nicht alle Formen der rassistischen Verfolgungen. Prof. Dr. Hochgeschwender wird an diesem Abend die Historie des Phänomens „Rassismus“ beleuchten und der Frage nachgehen, was Rassismus in den USA noch heute bedeutet.
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